22.11.2015

Dem Glücklichen schlägt keine Stunde.


Schon als Kind hatte die Administratorin überhaupt nicht verstehen können, warum es nur und ausgerechnet an der Westseite de Palas von Burg Grünsberg eine Sonnenuhr gäbe? Sie beginnt mit
Sonnenuhr West ihrer Anzeige mittags um 13.00 Uhr und zeigt bis abends um 19.00 Uhr die Uhrzeit an. Braucht man denn am Vormittag keine Uhrzeit? Und dann habe ich irgendwann im Stromer-Archiv im Inventar von ~1920 den Hinweis gefunden: Sonnenuhr Ost, abgegangen. Bei der Sanierung des Wehrgangs entdeckte ich daraufhin einen merkwürdigen diagonalen Streifen an der Ostseite des Palas. Da wurde klar, hier muß sie mal gewesen sein!
Haupthaus Ostseite Ich erfrug vom Restaurator, was es denn kosten würde, dort wieder eine Sonnenuhr hinzumalen. Leider waren die Finanzierungskosten völlig jenseits unserer Möglichkeiten, zumal das nicht bezuschusst worden wäre. Außerdem hatte ich in meiner Naivität angenommen, es reiche aus, wenn man einen Vormittag lang jede Stunde ein Gerüst (20m hoch!) raufstiege und einen Strich für die Uhrzeit machte. Also, Projekt erst mal gestorben. 2015 wurde unser 2. Vorstand, Prof. Peter Fleischmann, 60 Jahre alt und er wünschte sich von seinen Gästen ausschließlich Spenden für Burg Grünsberg. An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank, lieber Prof. Fleischmann! Und siehe da, es kam genügend Geld für diesen Wunsch zusammen. Nach einigem Beraten und Überlegen mit unserer Architektin, Frau Windisch, und unserem Restaurator, Herrn Holter, schrieb ich letztlich die "Nürnberger Astronomische Gesellschaft" an mit der Bitte, mir einen Sonnenuhr-Sachkundigen zu nennen. Infolgedessen erschien Herr Dipl.-Ing. Gerhard Meiler, der das extra dafür aufgebaute Gerüst im September immer wieder erklomm, dann in den Vorhof eilte, um die Westsonnenuhr zu betrachten und anzupeilen, und dann wieder die 20 m Gerüst erkletterte. Hut ab vor dieser sportlichen Leistung! Nach etlichen komplizierten Berechnungen konnte er für unseren Restaurator eine Schablone im Maßstab 1:1 erstellen und auch dem Schmied genau mitteilen, wie der Bügel, der den Schatten werfen soll, zu fertigen sei.
Berechnungen 1 Berechnungen 2

Nach seinen Angaben wurde der Bügel gefertigt und unter seinem Beisein an der Hauswand in der richtigen Tiefe und im richtigen Winkel angebracht
der neue Bügel Und dann war der Restaurator am Zuge, der mit viel Geduld und Liebe ein "flatterndes Band" "Tempus fugit" an die Hauswand malte und noch einmal extra ein "Bändchen" als "Befestigung" unter das Hausdach applizierte. Am 22.11.2015 war es dann soweit:
die neue Skala pünktlich um 10.30 wurde die Sonnenuhr bei strahlendem Sonnenschein von Prof. Fleischmann mit seinen Spendergästen eingeweiht und unsere Sonnenuhr zeigte den ersten Schatten!
Einweihung Sie ist vielleicht die einzig richtig gehende Sonnenuhr im großen Umkreis, da die Sonnenuhren nach dem Kriege einfach nur so, ohne weitere Berechnung, an die wiederhergestellten Häuser gemalt wurden. Und warum das Ganze, wo wir doch seit 1542 eine auch heute noch funktionierende Turmuhr haben? Ganz einfach, das mechanische Werk von damals war einfach nicht genau genug und lief auch wegen der Höhe des Glockenturmes und dadurch der Länge der Seile der Gewichte, die die Uhr antreiben, nicht länger als 24 Stunden, wonach die Uhr wieder aufgezogen werden mußte. Und bei sonnigem Wetter konnte man sie dann erneut nach der Sonnenuhr stellen.
Und das Schönste ist, dass meine Rose "Miranda", die über 4 Monate unter dem Gerüst stand, das Ganze unbeschadet überstanden hat, und einfach weiter blühte und duftete!
Rose Miranda


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